TUMCS-Studie zeigt: Regionale Normen können kontraproduktiv sein
Der Klimawandel und die Zerstörung der Umwelt bedrohen die Welt existenziell. Mit ihrem Klimaschutzgesetz und der Nationalen Klimaschutzinitiative will die Bundesregierung Ressourcen schonen und den Ausstoß von Treibhausgases reduzieren. Das ambitionierte Ziel: Deutschland bis 2045 klimaneutral machen. Doch um dieses ehrgeizige Vorhaben zu erreichen, braucht es eine Öffentlichkeit, die diese Klimapolitik entscheidend mitträgt. Eine aktuelle Studie von Ökonomen des Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München (TUM) zeigt, dass die wahrgenommene Unterstützung für Klimapolitik in Deutschland generell unterschätzt wird. Die tatsächliche Unterstützung ist höher als erwartet. Das heißt, soziale Normen wie gesellschaftliche Erwartungen und Verhaltensregeln werden falsch wahrgenommen. Dieses Missverständnis variert stark zwischen den Regionen und nimmt zu, je ehrgeiziger die Ziele zur Reduktion von Emissionen werden – etwa beim New Green Deal der Europäischen Union.
Um dieses Missverständnis in den sozialen Normen zu korrigieren und die öffentliche Unterstützung für Klimapolitik zu erhöhen, führten die Autoren eine zweite Befragung durch. Die Teilnehmenden erhielten Informationen über die tatsächliche Unterstützung anderer Mitbürger in Deutschland bzw. in der Region, in der sie leben. “Unsere Forschung zeigt, dass soziale Normen, wenn sie effektiv genutzt werden, ein geeignetes Werkzeug sein können, um die öffentliche Unterstützung für notwendige Klimamaßnahmen zu steigern“, sagt Co-Autor Prof. Andreas Pondorfer, Leiter der Professur für Sustainable Economic Policy am TUM Campus Straubing (TUMCS). “Allerdings müssen wir bei der Korrektur von Normen berücksichtigen, dass regionale Unterschiede eine große Rolle spielen. Nationale Normen sind weitreichender und effektiver, insbesondere in Regionen, in denen die Unterstützung bisher gering ist.“
„Diese Forschung bietet wertvolle Erkenntnisse für die Politik, um Akzeptanz und Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen in der Gesellschaft zu steigern“, sagt Prof. Sebastian Goerg von der Professur Economics am TUMCS und weiterer Mitautor der Studie. „Durch die Berücksichtigung der regionalen Aspekte und die Betonung nationaler Normen kann die öffentliche Unterstützung für ambitionierte Klimapolitiken nachhaltig gesteigert werden.“
Weitere Informationen: Goerg, S., Pondorfer, A. & Stöhr, V. Regional variation in social norm nudges. Sci Rep 14, 16773 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-65765-z
Der Artikel „Regional variation in social norm nudges“ wurde vor Kurzem in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht, die durch die Nature Research Group herausgegeben wird.